Ein Rückblick der ersten Veranstaltung in der Atelier:Kirche in Buchen zusammen mit dem Referenten Sebastian Schmid aus der Atelier:Kirche Wernau.
Am 3. März trafen sich Interessierte ganz unterschiedlichen Alters in der Ev. Kirche in Wachenbuchen, wo sie einen Gottesdienst voller Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben und intensiver Selbstbeteiligung erlebten.
Im hinteren Kirchenraum stand ein Tisch mit unterschiedlichsten Materialen, Papiertüten, Butterbrotpapier, Kohlestifte, Graphitstifte, Kassenpapierrollen, etc. das nur darauf wartete entdeckt zu werden.
Das Konzept erklärte Referent Sebastian Schmid kurz so: „Man muss gar nichts tun – nur hier sein. Es ist schön, wenn man da ist und im jetzt und hier Zeit verbringt. Ein bestimmtes Ziel auf das jeder zuarbeiten sollte gibt es nicht. Der Druck, dass man hier Kunst gestaltet, ist ganz unangemessen. Hier geht es um Leichtigkeit und Spiel – nicht um ein „Du musst“. Man kann hier sein und Zeit verbringen. Man kann sich mit allem beschäftigen, was gerade dran ist.“
Die Sanduhr auf dem Altar, gab den zeitlichen Rahmen des freien Tuns vor – 30 min.
Die Teilnehmer_innen ließen sich nicht lange bitten: jede_r hatte seine Sorgen, Gedanken, Momentaufnahmen dabei und das Material tat das seine dazu: Papier flog durch die Luft, wurde bedruckt oder beschrieben, Kirchenbänke mit Papierbändern bespannt, Gebete gezeichnet, Spuren der Kirche mit Grafitstift abgenommen… u. v. m. Es entstand eine intensive Atmosphäre der Auseinandersetzung.
Der eine begab sich auf Entdeckungsreise in die biblische Moses-Geschichte, die an diesem Tag als Bibeltext und Impuls diente, der andere hatte einen Abschied zu verarbeiten, der kein richtiger Abschied war weil die Person bereits fort war, der dritte entdeckte das leichte Spiel der Kindheit wieder…
Nach 30 minütigem Tun folgte ein gemeinsamer Moment vor dem Altar und ein kleiner Rundgang durch die veränderte Kirche. Überall gab es Spuren des Erlebten zu entdecken, die wiederum auf jede_n Einzelne_n der Gruppe mit Gedanken und Resonanzen einwirkte.
Für mich war dies ein wirklich sehr intensiver Gottesdienst – emotional, familiär, menschlich, begegnungsreich, achtsam auf sich selbst und den anderen und kreativ – ein Gebet jenseits der Worte in der Gegenwart Gottes und meinen Mitmenschen.
Man muss diese Form der Kirche erleben und sich hineinbegeben um zu verstehen, was „Atelier:Kirche“ bedeutet.
Die gezeigten Fotos sprechen für sich. Der Anspruch mit jedem Gottesdienst allen Menschen gerecht zu werden ist zum Scheitern verurteilt. Nicht für jeden ist die Form der Atelier:Kirche etwas, aber für einige. Ziel kann es sein in gegenseitigem Respekt und nebeneinander traditionelle Gottesdienste und neue Formen nebeneinander coexistieren zu lassen.
Christoph Goy
„Sehr tief, sehr bewegend, mit tiefem Durchatmen und viel Leichtigkeit. Hat uns allen gut getan.“ Sebastian Schmid