So war das erste Playing Arts Online-Symposion „trudeln & taumeln“

Klick, Klick, Klick … erst nur ein Gesicht, dann das nächste und … es geht los – alle trudeln ein: Der Bildschirm füllt sich mit Kacheln, bunt, Lachen, Freude. Playing Arts Symposion in Zoom! Ich hatte mich so sehr gefreut, dass wir uns in diesem Jahr im Schloss Freudenberg in Wiesbaden treffen würden. Nach der ersten Enttäuschung, dass dies nicht umzusetzen war, eine umso größere Überraschung, wie viel Freude über meinen Bildschirm kommt und wie wunderbar ich mich auf das Format und auf alle, die mir in kleinen Kacheln zuwinken einlassen kann. Es ist ein FREUDENTAUMEL und dann: Spiel und Begegnung.

Es geht: gemeinsam tanzen – eine gemeinsame Musik, jede*r am eigenen Ort, dennoch miteinander verbunden.

Bevor wir an diesem Samstag Ende Oktober die Rechner hochgefahren, den LINK angeklickt und den Mauszeiger auf „am meeting teilnehmen“ gelenkt haben, hatte Martina Vanicek schon kleine Briefe verschickt: Mit den Selbstzertifizierungen vom letzten Jahr, einer leeren Selbstzertifizierung für dieses Jahr und einem kleinen Materialumschlag. In Kleingruppen geraten wir mit dem Material, dem Thema „trudeln & taumeln“ und uns ins Spiel, experimentieren, tauschen uns aus – komisch? Ja, es ist komisch, wenn ich alleine in meinem Wohnzimmer bin und zwei weitere Spieler*innen am anderen Ende von Deutschland sind, aber wir konnten uns sehen, sprechen, hören und das war inspirierend, motivierend, ansteckend – mein Spiel im Spiegel der anderen. Wer Zoom kennt, weiß, dass man aus diesen Kleingruppen – den Breakouts – einfach wieder in die große Zoom-Session zurückgeholt wird. Wir spielen einfach weiter, Musik dazu und wir – 21 Leute! – miteinander gestalten ein performatives Ereignisfeld. In die Kamera, Resonanzen auf einzelne Kacheln, mal links schauen, mal rechts, mal alles auf einmal sehen, mal ganz weg vom Bildschirm … die Musik endet, Bewegungen werden langsam und wir sammeln Resonanzen – ein gemeinsamer Text entsteht, eine Lesung, die zum Abschied dieser ersten eineinhalbstündigen Playing Arts-Session erklingt: 

„Wie Dart im Nebel – balancieren – wie aus dem Nichts – Festes – der Streifen fliegt davon – mehr ist defintiv mehr – angewärmt – Widerstand fliegt – Nasentrudeltudel – Trudeln nimmt das Tempos raus – Schwankmut – davon trudeln – Traumelei ganz frei – Windspiel – Taumeltanz – Trudel-Trottel-Tanz – zweckfrei – spiegeltrudeln – es entsteht von selbst – taumele blind und sehend“.

Trudeln & taumeln gemeinsam erlebbar machen war für mich eine Verlockung der Leichtigkeit des Spiels, die den Faden der aktuell durchaus verunsichernden Situation aufnehmen konnte. Wenn ich im Leben unsicher bin, nicht weiß, wie es weitergehen wird, weil die Zeiten mich aushebeln, meine normalen Lebenszusammenhänge quasi einfriert, dann kann ich im Spiel mit anderen, den darin sichtbar werdenden Suchbewegungen begegnen und Gestaltungsräume erproben. Was passiert, wenn ich loslasse? Der Papierstreifen beginnt steil nach unten zu starten, verfängt sich in einem Luftzug (unsichtbar) und ändert die Richtung, trudelt und landet ganz woanders, als erwartet. Und doch landet er ganz sanft am Boden. Wo lande ich?

Wiebke Lohfeld

Ganz am Ende, als wir uns voneinander verabschieden.