Spiele teilen (warum ich blogge)

Viele meiner Spiele veröffentliche ich auf meinem Blog. Warum? Klar: Um sie zu präsentieren. Einerseits. Aber auch um sie loszulassen. Für mich hat Spielen immer etwas mit Loslassen zu tun. Spiele haben ein Eigenleben, das größer ist als ich. Ich kann sie nie völlig beherrschen oder besitzen. Nicht ich beherrsche das Spiel, es beherrscht immer auch mich. 

Wenn ich blogge, dann lasse ich ein Spiel immer auch los. Ich teile es in der Hoffnung, andere mögen die Energie aufnehmen, sich inspirieren lassen und weiterspielen. Denn genau so kommen die Spiele ja auf mich zu. Was ich aber selbst als Geschenk empfange, das schreit danach, geteilt zu werden. Eben auch online.

Ein Beispiel: Im aktuellen Spiel „martin“ habe ich Blätter zerrissen und die Risse aneinander gelegt. Ich habe viele Rückmeldungen und Anfragen dazu bekommen, ob die Idee weiterverwendet werden darf und andere mitmachen und weiterspielen dürfen. Ich antworte dann meist: „Übernimm es nicht einfach! Mach es zu deinem! Lass dich davon inspirieren!“ Denn auch für mich haben sich in „martin“ viele Inspirationen zusammengefügt: Von Birgitt Mattausch, die in der Aktion „Kaffee und Kunsten“ dazu eingeladen hat, Dinge zu zerteilen. Oder von verschiedenen street- und Landart-Künstler*innen, deren Namen ich auch nach langem Recherchieren nicht mehr finden kann, deren Bilder aber noch nachwirken. Bilder von zerrissenem Laub oder gestalteten Rissen im Beton. Auch eigene Spiele mit Linien, die sich über mehrere Blätter fortsetzen, hängen damit zusammen. Dazu kommen Assoziationen zu aktuellen Themen wie der Zerrissenheit der USA oder dem heiligen Martin, der den Mantel teilt. Vielleicht drückt die letzte Assoziation am deutlichsten aus, warum ich meine Spiele so gerne blogge: Um zu teilen – das heißt, um einen Teil loszulassen. Ob ich mich dabei als Bettler oder als Martin sehe, als Beschenkter oder als Teilender, lässt sich gar nicht genau sagen. Womöglich ist es ein und dasselbe.

Von Sebastian Schmid

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