Kunst nachstellen!

Ein Blogbeitrag von Elisabeth Kühn.

Im ersten Lockdown rief das Getty Museum dazu auf Kunstwerke nach zu stellen. Das hat mich unmittelbar angesprochen, also habe ich mir ein paar Kunstbücher aus dem Regal geschnappt und geblättert.

Mein erster Versuch war der Tiger von Franz Marc.

Die Kinder fanden es super witzig, zumal ihr Spielzeug vorübergehend eine neue Aufgabe bekam. Also tasteten wir uns Tag für Tag an komplexere Bilder heran.

Schnell setzte der Effekt ein, dass ich in Gegenständen nicht mehr nur noch den Nutzen sah, sondern Formen und Farben viel intensiver und unabhängig von ihrer Zweckmäßigkeit wahrnahm. Ebenso trat der Effekt beim Betrachten von Bildern ein, d.h. nicht nur die dargestellte Sache an sich war wichtig, sondern Farben und Formen gewannen an Bedeutung.

Das ist einer der großen Freuden an diesem Spiel: Dinge bekommen eine ganz neue Bedeutung; man sieht seinen eigenen Haushalt mit anderen Augen und entdeckt so einiges.

Natürlich steckt ein gewisser Ehrgeiz und auch eine Spannung drin. Ein Ansporn ist es die Klassiker der Kunstgeschichte nachgestellt zu haben und die Spannung ist immer groß, ob die Umsetzung dann auch klappt. Inzwischen haben wir ca. 140 Werke nachgestellt.

Meine ungeschriebene Regel ist, dass auch die Darstellung vielseitig sein soll, also z.B. nicht nur gute geschminkte Portraits. Zudem müssen wir auch Lust auf das Bild haben; d.h. nur weil sich ein Bild gut nachstellen ließe, heißt das noch nicht, dass es Spaß macht. Und die Freude ist das Wichtigste. Hilfreich ist es, dass ich in meinem ersten Berufsleben Schneiderin war und noch sehr viel Stoff in meinem Keller habe, der nun für alles mögliche verwendet wird.

Auch wenn ich die treibende Kraft bin, ist es ein Gemeinschaftsprojekt unserer Familie.

Wir schauen gemeinsam Kunst an (z.B. auf Google Arts & Culture), reden darüber und stellen fest wie unterschiedlich der Blick auf die einzelnen Werke ist.

Und zudem ist es einfach erbaulich, sich in diesen Zeiten mit Dingen reiner Schönheit zu beschäftigen. So hat uns das Jahr 2020 ganz viel Freude gebracht und unser Spiel begeistert uns weiterhin.

Wer mehr Bilder von uns sehen will, darf sich gerne mit mir auf facebook befreunden:

www.facebook.com/elisabeth.kuhn.336

Elisabeth Kühn (mit Nikolaus, Philine, Agathe und Berenike)