Playing Arts Atelier in Imshausen

Im August 2021 gab es in Imshausen bei Bebra das Playing Arts Atelier EIGENSINN mit Christoph Riemer und Anne Katrin Klinge.

Hier gehts zur Online-Doku mit kurzen Video-Statements der Teilnehmerinnen zu Beginn und am Ende des Ateliers.

Dorothea Brockmann hat als Nachklang diesen Text für die Teilnehmenden verfasst – wir dürfen den Text auch hier öffentlich machen:

Summertime in Imshausen
Resonanzen aus Bremen

von Dorothea Brockmann

Offenheit – Bewegen – Spielen – Entdecken – Spuren legen –
Zeichen setzen – Staunen – Lächeln – und weiter gehen

Eine poetische Spur aus dem Gartenhaus in Bremen:

Nichts vornehmen
aber jeden Tag
eine Entdeckung
geschehen lassen

Bestaunen
was mir
bis eben
entgangen ist

Liebe Mit – Spielende in gemeinsamen und einzelnen Tagesläufen:
Summertime – and the living is easy…

Die Fotoserie aus dem Atelier in HH hat Gestimmtheiten und Einfälle
bei dem zusammenfassenden Rundlauf wieder aufklingen lassen.
Hier im Nachklang aus Bremen: gebündelte Eindrücke und Gedanken.
DANKE Euch allen für die belebenden Einblicke.

Was mich wie – in loser Reihenfolge des Rundgehens – bewegt hat.

Schicht um Schicht, Einhüllen, Umhüllen, Verhüllen,
Verborgen Bewegtes zuweilen Enthüllen, Leises Öffnen, Ausbreiten,
Momente der Sichtbarkeit, wieder in Stille bei sich Sein und Bleiben.

Nicht Aufgeben in beharrlichem Anklopfen, und geduldigem Freilegen:
Eindringen bis zum Durchbruch: Erstaunen – und Nun?
Wohin vermag der Durchblick die Wahrnehmung zu lenken.

Kühle ferne Sphären über sonnen-verwitterte Fassaden geheftet.
Imagination kahler, unbewohnbarer Stadtskelette und eisiger Landschaften,
Heimatlose Bedingungen – auch wenn darüber ein rosiger Lichtschweif glüht.

Wieder und Wieder: Wiederholen erzeugt überraschende Variationen.

Es gibt kein Gleiches; jede Druck – Geste bringt eine neue Gestalt hervor,
Abdruck und Ausdruck kommunizieren.

Seitenweise, Haufenweise, Zupacken, Bleiwüsten Komprimieren mit beherzter Macht
Von Ausgebreitetem zu Geballtem verdichten, zu Goldenen Klumpen transformieren,
dem Kompostieren im alternden Spätsommer- Laub aussetzen, Gold verwest nicht.
Eine geborstene Stele legt eine hohle Kammer frei: darin lebt Verborgenes,
drängelt zaghaft an die Helligkeit, von Licht umspült wird es lebendig,
Zuschauend möchte man der Geburt eines möglichen Wesens beistehen.

Bewegte Variationen in grünem Glanz, wiegen und springen.
Ein Froschkönig, der auch ein Grashüpfer sein könnte, sprungbereit beide.
Oder in fortwährendem Gestaltwandel agierend: als grünschillernder Kakadu
durch die fast schon herbstlichen Büsche flattern und sich niederlassen.

Zerbrechliche Zeichen träumen von Bindungen, suchen Kontakte,
nehmen sie vorsichtig auf, tasten in leisen Wort – Tönen nach Bedeutungen.
Sie beruhigen sich in zarten Verknüpfungen und Assoziationen.

Präzise Zeichen in Rudeln: mal lose, mal verdichtet und in Reihungen akzentuiert,
ungelesene Partituren in Tönen und Akkorden, zu melodischen Strophen versammelt,
verklungene gregorianische Einfälle, jedes Zeichen eine klingende Stimmung.

Über den Moment, das Innehalten, den Augenblick hinweg sehend – hinaus Schauen.
Den eigenen Blick überschreiten, für ein Jenseits der Horizonte öffnen.
Zugleich für sich sein: besonnen, gelassen, still, weitsichtig, zuweilen auch einsam.

Inseln wie aus geschmolzenem Glas, Bewegung und Innehalten in einem Fluß.
Farbverdichtungen wie Gewitterwolken, Geräusche, in denen die Luft angehalten ist.
Farbassoziationen: so sinnlich, als wären sie im Ansehen zu schmecken.

Überraschung in der Begegnung: aus dem unbekannten Zwischen entsteht Bewegung. Verborgene Erinnerungen blitzen auf, verbinden sich zu gegenwärtigen Assoziationen.
Feine Freude bei Berührungen von Erlebtem : Unvertrautes wird Herzerwärmend.

Dir bin ich nie begegnet, und doch schaust Du mich an. Dem Blick standhalten, jetzt.
Oder : Du blickst scheu, irritiert, vorsichtig, einsam an mir vorbei:
zu Horizonten hinter meinem Rücken, – nach damals, dort, zu Gewesenem?

Mit leisen Schritten, still, bedacht, nachdenklich, auftauchen und verschwinden
Zwischen den Schatten der Einfälle und der Irritationen hindurch waten
Da und dort leise Akzente setzen, haltbare Handläufe für das Erfinden bieten.

Für das Imshauser Rudel
Bremen, Mitte August, 2021