„Außerhalb der Seminare von Playing Arts fällt es mir schwer, im Spiel zu bleiben.“ Den Gedanken kennst du vermutlich. Die Variante für Noch-Nicht-Playing- Artists-aber-im-Geheimen-schon-lange: „Ich hab so viele Ideen, kriege aber nicht die Kurve, sie umzusetzen“. Christoph Riemer und ich haben in seinem Atelier die Formel gefunden, warum es bei uns klappt!
1. Der Impuls
Plötzlich packt dich etwas und lässt dich nicht mehr los: Ein Bild im Museum, ein Video, ein Gedicht, ein Kunstbildband, ein Rezept… Wir arbeiten in Playing Arts viel mit Impulsen aus der zeitgenössischen Kunst und den sozialen Medien. Vieles überschwemmt dich, aber eins bleibt hängen. „Das will ich (auch) machen!“
Ein starker Impulsgeber ist Slinkachu mit seinem „Little People“ Projekt. Miniaturfiguren aus der Modelleisenbahn-Welt inszeniert er in der großen weiten Welt: witzig, irritierend – und plötzlich ist alles möglich. Wenn du seinen Namen + Bilder googelst findest du eine Fülle an Inspiration!
2. Die Spielregel
Aus dem (Kunst-) Impuls ergibt sich eine Spielregel. Oder du setzt dir selbst eine. Formuliere sie klar und machbar.
Die Slinkachu-Regel wäre zum Beispiel: Ich wähle mir ein paar Figuren aus und setze sie in meiner Welt aus. Ich fotografiere die Ergebnisse.
3. Der Anlass
Hier liegt die entscheidende Wende in deinem Playing Arts Heim-Spiel! Ohne Druck geht ja in der Regel nichts. Also schaffst du dir einen Anlass. Ein Treffen mit Freund*innen, eine Deadline zu der du fertig sein musst. Das ist mein Hauptmotor, um in die Pötte zu kommen!
Ich habe ein paar Leute eingeladen, an einem Nachmittag mit mir und Slinkachu zu spielen. Es war ganz einfach: Miniaturfiguren bestellen (Suchworte z.B. Eisenbahn Figuren, Modellfiguren für Dioramen), Krimskrams aus den Schubladen holen, buntes Papier, Knete oder Klebegummi, Slinkachu-Buch (oder im Web zeigen) bereitlegen.
4. (Gemeinsam) Spielen
Dank des Anlasses kommt die Sache ins Rollen. Du besorgst das Material, räumst den Tisch frei für Neues, die Ideen sprudeln. Und dann tust du es. An dem Tag, an dem du dich mit dir selbst und/oder deinen Leuten verabredet hast.
Ich erzählte ein bisschen von Slinkachu, wir blätterten durch das Buch „Kleine Leute in der weiten Welt“ und dann wühlten wir uns durch die 200 kleinen Leute (100 sitzende, 100 stehende) und legten los. Der Krimskrams war nur die Starthilfe. Ziemlich schnell wurde meine ganze Wohnung bespielt. Die ist seither von kleinen Leuten mitbewohnt. Handyfotos wurden gemacht, die besten habe ich später abziehen lassen und verschickt. Für alle war es ein sehr vergnüglicher Nachmittag, für mich selbst ging es weiter: Ich habe seither zu fröhlichen, besinnlichen und traurigen Anlässen meine Grußkarten selbst gemacht. Mit kleinen Leuten. Das Spiel geht von selbst weiter. Die kleinen Leute und den Klebegummi habe ich immer bei mir.
Sebastian Schmid lässt sich in die Karten schauen. Hier liest du über sein Heim-Spiel.